Das Erbe des Krieges - der Traum von Olympia - Der Aufschwung
Mühsam war der Weg, den sich
der Bowlingsport auch in Sachsen bis zur Anerkennung bahnte.
Die spärlichen Dokumente, die uns der Krieg ließ, belegen es, dass es 1924
die beiden Textilfabrikanten Kaufmann und Levin aus Cunnersdorf waren, die den
Bau einer Bowlingbahn in Buchholz finanzierten auf der zumindest Herr Levin selbst
eifrig trainierte.
Er war es auch, der 1927/28 die Erweiterung im "Waldschlösschen“ auf
zwei Bahnen veranlasste, auf denen noch bis 1997 Wettspielbetrieb im heutigen
Annaberg-Buchholz stattfand.
Sächsische Erfolge bei Deutschen Meisterschaften beweisenes,
dass es in den dreißiger Jahren auch in Chemnitz und Leipzig „I-Bahnen“ gegeben
haben muss.
Der Leipziger Grüneberger (1932) und der Sportfreund Pilz aus Buchholz
(1933) waren die ersten Sachsen mit der Deutschen Meisterkrone im Bowling. 1938 gelang das Oskar Wunderlich, abermals aus Buchholz, in Frankfurt /
M. die Reihe der Erfolge fortzusetzen. 1939 war es Sportfreundin Wickleni aus Chemnitz,
1940 der Dresdner Paul Muck,
1941 die Chemnitzerin Drescher und
1942 schließlich kam zum letzten Mal im 2. Weltkrieg eine Dresdnerin Reinhardt
aus dem Keglerheim Dresden zum Sieg.
Im Mai 1945 lag mit den meisten Sportstätten auch der Bowlingsport in Sachsen
unter den Trümmern.
Erst lange 12 Jahre danach - in der allgemeinen Euphorie durch den sensationellen
Weltmeisterschaftserfolg 1955 des Pirnaers Eberhard Luther im Asphaltkegeln
– regten sich auch einige wenige Bowlinganhänger zur Bestandsaufnahme.
Sie fanden in Cossebaude und in Zwickau je eine Einzelbahn.
Bei den Weltmeisterschaften 1958 auf Asphalt im Keglerheim Bautzen präsentierten
sich zwischen je vier Asphaltläufen auch zwei Bowlingbahnen.
1961 kamen in Dresden die zwei Bahnen an der Pieschener Allee dazu und
der Spielbetrieb in Sachsen bewegte sich. Annaberg-Buchholz, Bautzen und Dresden
waren die Spielorte.
Der SC Einheit Dresden bekam von der damaligen Sportführung den Auftrag, schnell
den Anschluss an den inzwischen vorangeschrittenen Stand des Bowlingspiels in
der Welt herzustellen. Ziel war es, den Traum vom Kegeln als olympische Medaillengrube
zu verwirklichen.
Trotz des Silberranges der Herren 1965 bei den Europa-Meisterschaften in
Birmingham, an dem auch zwei Dresdner ihren Anteil hatten, wurde dem Kegelsport
danach die Förderung entzogen und er aus den Sportclubs ausgegliedert, weil abzusehen
war, dass Olympia auf längere Sicht international kein Thema mehr darstellte.
Fünf Sportvereine in Bautzen, zwei in Dresden und dazu der in Annaberg-Buchholz
sorgten in den folgenden Jahren bis 1996 dafür, dass unser Bowlingsport
in Sachsen überlebte.
Nicht vergessen ist die unvergleichliche Erfolgskette der Bautzener Motor-Sportler,
die von 1970 bis 1989 zwanzigmal hintereinander nationale Medaillenträger
wurden, davon zwischen 1972 und 1983 allein sechsmal DDR-Meister mit der Herrenmannschaft.
Sachsen holten 27 Einzeltitel und neun in den Doppeln an die Spree und die Elbe.
Im Frühjahr 1996 begann überraschend zwar, aber zur großen Freude für die
sächsischen Bowlingsportler eine neue Zeitrechnung. Im XXL Dresden eröffnete eine
6-Bahnen-Anlage dem Wettkampfsport neue Perspektiven, wenn auch hier die Pins
noch an Stricken hingen.
Doch wenig später, im August und September 1996 kam die "Bescherung“ in Form
„richtiger“ Bowlingbahnen im U.S.Play Elbepark Dresden (32) und im XXL Dresden-Dobritz
(10). Inzwischen hatte auch am Rande der Messestadt Leipzig in Markkleeberg eine
Bowlinghalle mit 20 Bahnen dem Freizeit-Bowling Tür und Tor geöffnet, der 1997
dann im Sachsenpark Leipzig das U.S.Play mit 30 Bahnen folgte.
Nun war das Eis gebrochen. In Sachsen wurde das Netz mit neuen Bowlinganlagen
immer dichter: Hoyerswerda, Oberwiesenthal, Zwickau, Dresden-Gorbitz, Kamenz,
Bischofswerda, Arnsdorf, Fun Bowl Bautzen, Chemnitz, Schwarzenberg, Leipzig (Starlight),
Dresden-Weißig, Meißen, Dresden-Reick und unzählige kleinere Anlagen förderten
das Interesse am Bowlingspiel auf mittlerweile über 250 Bahnen.
Sachsens neue Bowling-Generation ergreift mit Begeisterung Besitz von diesem Angebot,
auch wenn es ein recht teurer Spaß geworden ist. Den Unterschied erkennen ohnehin
nur die rund Einhundert Bowlingsportler, die vorher 35 Jahre lang kostenlos, aber
auch auf mühsam erhaltenen Holzbahnen mit miserablem Material ihre Sportart in
bescheidenem Maße mit großer Begeisterung ausübten und am Leben erhielten. Nun
hieß es für alle Bowlingspieler erst einmal, sich mit den neuen Bedingungen
schnell anzufreunden und sich von der Elite Deutschlands abzuschauen, wie man
erfolgreich Bowling spielt.
Dazu waren die Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren 1998 in Dresden,
der Stop der „Golden Bowling Ball“ - Tour in Dresden 1999 und die Aufstiegsspiele
zur Bundesliga Süd 2001 ideal.